Katulls Villa

Die Burg von Sirmione

Die Burg von Sirmione

GESCHICHTE

Wenn man heute zum Gardasee fährt, einem der schönsten Urlaubsgebiete Norditaliens, dann kann man sich nicht vorstellen, dass speziell im südlichen Bereich einst einer dichter Auwald wuchs, der “Selva Lucana” genannt wurde. Erst die Republik Venedig machte ab dem 15. Jahrhundert das Gebiet urbar, um Getreide anzubauen. Die Weinrebe wuchs allerdings hier schon in der Bronzezeit, der Beweis dafür sind Vitis Silvestris-Kerne, die bei Pfahlbauten bei Peschiera del Garda gefunden wurden.

Weintrauben dieses Gebietes wurden bereits vom römischen Poeten Katull und vom ostgotischen König Theodahad erwähnt. Isabella d’Este Gonzaga schrieb von “wunderschönen Trauben”, die sie während eines Aufenthaltes am Gardasee bei den Ruinen der römischen Villa in Sirmione genießen konnte.

Der lokale Weißwein wurde 1595 erstmals urkundlich erwähnt, als Andrea Bacci in seinem Buch “De naturali vinorum historia” die hervorragenden “Trebulani-Weine” beschrieb! 1693 lobte Ottavio Rossi in seinen Brescianer Memoiren den “außergewöhlich guten” Wein aus dem “sumpfigen” Lugana-Gebiet. 

Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieb Don Giuseppe Lenotti in seinem Geschichtsbuch über den Ort Pozzolengo, wie das Luganagebiet heute aussieht: “Der alte Auwald “Selva Lugana” ist eine fruchtbare Ebene geworden, die fast vollständig mit Weinreben bepflanzt ist, aus eine qualitativ hochwertiger Weißweine hergestellt wird, der sehr begehrt ist.“


Das Gebiet des Lugana

Wie schon der Journalist Zeffiro Bocci festgestellt hatte, liegt das Lugana-Gebiet in zwei Regionen, der Westen in der Lombardei, der Osten in Venetien.

Der Unterschied liegt nicht nur in verschiedenen Akzenten oder politischen Ausrichtungen, sondern auch in der Gewichtung der jeweiligen Produktionsgebiete: In der Lombardei gibt es sowohl mehr Gemeinden als auch Rebflächen – 4 der insgesamt 5 Lugana-Gemeinden (Desenzano, Sirmione, Pozzolengo und Lonato) liegen in der Provinz Brescia, wo 1.948 der insgesamt 2.000 ha Rebfläche liegen. In der einzigen venezianischen Gemeinde Peschiera del Garda werden aber mehr Flaschenweine produziert, 60% stammen von Produzenten aus dem Raum Verona.

Was aber alle Gemeinden gemeinsam haben ist die Diözese: Der Erzbischof von Verona hat das Bestimmungsrecht für alle Pfarren im Raum Brescia (Desenzano, Sirmione, Pozzolengo und Lonato).

Abgesehen von der administrativen Aufteilung ist das Lugana-gebiet in zwei Bereiche geteilt.

Der erste und größere Teil des Weinbaugebiets weist eine härtere Lehmschicht auf, ist ebener und umfasst den Bereich entlang des Gardasees von Desenzano und Sirmione bis teilweise nach Pozzolengo und nach Peschiera. Dieses Kerngebiet liegt zwischen den Orten Rovizza und Lugana, wo der mineralische Lugana mit „Seecharakter“ die besten Rahmenbedingungen findet, durch die touristische Bautätigkeit kann allerdings hier die Rebfläche nicht mehr wachsen.

Im östlichen Lugana-Gebiet, das der Region Venezien und der Gemeinde Peschiera del Garda angehört, liegen die Weingärten in einer besonderen Lage: San Benedetto di Lugana wird allgemein als Cru-Lage bezeichnet.

Der zweite Teil des Weinbaugebiets ist hügeliger und erstreckt sich vom riesigen Turm in San Martino della Battaglia einerseits bis nach Pozzolengo und Lonato. Hier gesellt sich zum Lehm mehr Sand, die sanften Hügel erreichen bis 130 m Seehöhe. Die Gletschersedimente nehmen zu, speziell bei Lonato, aber auch die schottrige Böden, die Weine sind weniger mineralisch, säurebetonter und strukturierter.

 

Der Turm von San Martino della Battaglia


Lehm in einem Lugana-Weinberg

Turbiana-Traube

DAS TERROIR DES LUGANA:
BODEN, MIKROKLIMA, REBSORTE

Der Lugana entsteht auf vielschichtigen Lehmböden, die aus Gletscher- und Flussablagerungen stammen und reich an Kalk und Mineralsalzen sind. Im hügeligen Gebiet wird der Boden immer sandiger. Seine Bearbeitung ist nicht einfach: in Trockenperioden ist er sehr kompakt und hart, nach dem Regen wird er weich und schlammig. Diese chemisch-physikalischen Eigenschaften des Bodens verleihen dem Lugana eine besonderen Geschmack, sein Bouquet ist intensiv und erinnert an Mandeln und Zitrusfrüchten, am Gaumen spielt er mit Frische, Mineralik und einer ausgeglichenen Struktur.

Das Klima des Weinbaugebietes wird positiv von der warmen Brise des Gardasees beeinflusst, es ist mild und weist nur geringe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht auf. Diese konstanten Klimabedingungen sind ideal für das Wachstum und die Reifung der hier typischen Turbiana-Traube.

Sie ist mit dem Trebbiano di Soave verwandt, der nicht weit von hier entfernt wächst, aber andere Bodenbedingungen vorfindet, die von Vulkanen und nicht von Gletscherablagerungen beeinflusst wurden. Lang wurde die Turbiana-Traube mit dem Verdicchio dei Castelli di Jesi verwechselt. Aktuelle Untersuchungen haben aufgezeigt, dass sie sich sowohl im Bouquet als auch im Pflanzenbau, Pflanzenwuchs und bei der Vinifizierung unterscheiden. 

Im Vergleich zu anderen Trebbiano-Rebsorten ist die Turbiana-Traube mittelgroß, kompakt und gleicht einer Pyramide. Die Beere ist kugelförmig, die Schale ist dick und auf ihr kann sich leicht ein Duftfilm bilden, die feine weiße Schicht, die sich in der Reifefase auf der Oberfläche der Beeren bildet. Das Fruchtfleisch ist saftig, locker, leicht säuerlich und geschmacklich neutral. Die Turbiana-Traube ist fäulnisanfällig und erkrankt leicht an Mehltau und Peronospora. Wenn sie reinrebsortig vinifiziert wird, entstehen vielseitige stille und Schaumweine.